UBS und die Atomwaffen. Andreas Nidecker (PSR / IPPNW Schweiz) spricht an der UBS Generalversammlung vom 5. April 2023 und fordert einen Stopp der UBS Investments in Atomwaffen-Firmen.

Seine eindrückliche Rede im vollen Wortlaut und als Film unter diesem Link

Respected Mr Kelleher, Mr Hamers and members of the board,
Geschätzte Mit-Aktionärinnen und Mit-Aktionäre „Respected Mr Kelleher, Mr Hamers and members of the board,
Geschätzte Mit-Aktionärinnen und Mit-Aktionäre

Ich bin froh, dass wir nicht wie Andere aus unserer Heimat fliehen mussten, nicht verletzt oder verstrahlt sind und heute lebenswichtige Entscheide diskutieren können.

Wie sich in kürzester Zeit unsere Welt grundlegend verändern kann, haben uns eben Covid 19, der Krieg gegen die Ukraine, die Energiekrise und nun der Kollaps der CS vorgeführt.

Meine Damen und Herren, es gibt aber eine Gefahr, die diese Katastrophen alle in den Schatten stellen würde: Ein Atomkrieg – egal, ob ungewollt oder bewusst ausgelöst, egal, ob begrenzt oder weitflächig: wir alle würden Opfer. Wir, unsere Kinder und Kindeskinder. Weil ein Atomschlag Putins zu einer nicht mehr gut zu machenden Zerstörung unserer Lebensgrundlagen führen würde. Und unsere UBS wäre mitverantwortlich!

Wer behauptet das? Ich bin Arzt und dem Wohle meiner Mit-Menschen verpflichtet. Mein Name ist Andreas Nidecker und ich bin emeritierter Professor für Radiologie und Vorstandsmitglied der Organisation «Internationale Ärzt*innen zur Verhütung des Atomkriegs» IPPNW. Unsere Organisation ist Trägerin des Friedensnobelpreises von 1985.

Mit meinen Kolleg*innen habe ich mich seit den späten 80er Jahren mit den katastrophalen Folgen eines Atomkriegs auseinandergesetzt: die unmittelbaren todbringenden Effekte für Menschen und die atomare Verseuchung der Umwelt. Unser Ziel jedoch, die Atomwaffen abzuschaffen, ist unerreicht. Denn wir Alle, hier Anwesenden unterstützen indirekt mit unserem Geld den Wahnsinn des atomaren Wettrüstens.

Warum? Weil unsere Grossbank UBS zwischen Jan. 2021 und Juli 2022 etwa 3.30 Mia USD in 7 Firmen steckte, die Atomwaffen oder Teile davon produzieren, wobei ähnliche Beträge während Jahren zuvor schon geflossen sind. Damit werden europäische und US-Waffen-Firmen wie Airbus, Boeing, Honeywell, Lockheed Martin und Raytheon finanziert. Airbus bspw. baut Flugzeuge für die Zivilluftfahrt, aber was nur wenige wissen, auch Atombomben für die französische Force de frappe. Boeing baut neben dem «Dreamliner» die mit nuklearen Sprengköpfen ausgerüsteten Interkontinentalraketen ICBMs, die B61 Wasserstoffbomben und bestückt die atomaren Trident-Unterseeboote.

Die UBS ist selbstredend nicht allein: so haben im gleichen Zeitraum 306 global tätige Banken 24 Atom-Produzenten mit total 748 Mia USD alimentiert. Diese Zahlen können nachgeprüft werden im jährlich erscheinenden «Don’t bank on the bomb report». Damit sind die Rüstungsindustrie und die globalen Finanzinstitute die Haupttreiber der sogenannten nuklearen Proliferation.

Wollen wir das wirklich? Nachdem unser Land 1977 den internationalen Atomwaffen-Sperrvertrag unterzeichnet hat? Ein Vertrag, der für die Mehrheit der Länder den Verzicht auf Nuklearwaffen festschreibt. Der aber auch die 5 bekannten Atom- mächte dazu verpflichtet, alles für die nukleare Abrüstung zu tun! Stattdessen modernisieren diese mit enormen Summen ihre nuklearen Waffensysteme und wir machen damit Geschäfte.

Wollen nicht wenigstens wir in der neutralen Schweiz uns konkreter für eine «Welt ohne Atomwaffen» einsetzen? Haben sich doch auch schon unser National- und Ständerat für den sog. Atomwaffen Verbotsvertrag von ICAN ausgesprochen? Und sollten nicht die sicherheitspolitischen Ziele der Eidgenossenschaft auch der Orientierung der UBS dienen? Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass eine klar deklarierte Desinvestment Politik und die Abkoppelung von der Atomwaffenindustrie der UBS viel Sympathie einbringen kann!

And “Yes” members of the board: Just as the Deutsche Bank and others, the UBS has committed itself to respect ethical factors, besides economical and ecological ones. Therefore: why not live up to them ?

Although the risks have never been as high as presently, so far we luckily have not experienced a nuclear war here in Europe. But we should ask ourselves today

  1. Given the current existential threats of a nuclear escalation, should it not be the interest of UBS to speed up divestment from nuclear weapons producers? Just as it is already divesting from the toxic Carbon industry …
  2. Could UBS as global player not use its influence to propose financial divest- ment from the nuclear defense industry for security and ethical reasons, thereby supporting global efforts towards a peaceful co-existence of people?
  3. Finally in so contributing, would this not pave the way for successful financial activities in a more stable global future?

Noch nie war das Risiko eines Atomschlags so hoch wie jetzt: So möchte ich namens meiner atomkritischen Ärzte Organisation und vieler Bürgerinnen und Bürger unsere UBS-Verantwortlichen bitten, die Welt durch entsprechendes Desinvestment sicherer zu machen: Sicherer für uns, für unsere Nachkommen und für diese Erde, die unser Dasein ermöglicht. Ich danke Ihnen! Thank You!“