75 Jahre Hiroshima und Nagasaki mahnen

Grußwort aus Heiden an die Hiroshima-Gedenkveranstaltung 2020 in Wien.

(Läuten der Peace-Bell am Nagasaki-Gedenktag am 9. August beim Dunant-Museum in Heiden. Einladung )

Auch dieses Jahr senden wir Euch ein gemeinsames Grußwort aus Heiden – dem Dunant-Dorf hoch über dem Bodensee, wo wir jedes Jahr am 9. August im Gedenken an den Atombombenabwurf auf Nagasaki die Peace-Bell läuten, eine Kopie der Angelus-Glocke der Urakami-Kirche, die beinahe unbeschädigt den Atom­bomben-Abwurf auf Nagasaki überstanden hat. Sie wurde von der Universität Nagasaki dem Henry-Dunant-Museum geschenkt.

Es ist kaum zu glauben, dass 75 Jahre nach den verheerenden Atombomben-Abwürfen auf Hiroshima und Nagasaki die Menschheit es noch nicht geschafft hat, sich von der Geissel der Atomwaffen zu befreien – und diese immer noch eine Bedrohung für ihre Weiterexistenz darstellen. Es ist kein Trost, dass sich die Klima­krise mittlerweilen ebenso zu einer existenziellen Bedrohung der Menschheit entwickelt hat. Im Gegenteil: Beides zeigt ein grundlegendes Versagen der Politik auf globaler Ebene auf – wobei es falsch wäre, diese der UNO in die Schuhe schieben zu wollen. Es sind zentral die Atommächte, die eine Entwicklung zu Abrüstung – nicht nur der Atomwaffen – und zu einer umweltverträglichen Wirtschaft und Politik ganz allgemein verhin­dern. Mit der Agenda 2030 hat die UNO-Generalversammlung ebenso eine zukunftsweisende Perspektive aufgezeigt wie UNO-Generalsekretär Guterres mit seinem Appell vom 23. März 2020 für einen globalen Waffenstillstand angesichts der Corona-Pandemie.

Beides zu unterstützen ist eine dankbare Aufgabe für die Zivilgesellschaft bis hin zu den UNO-Mitglieds­staaten. Allerdings haben wir da aus der Schweiz nicht durchgängig Erfreuliches zu berichten. Nach dem Bundesrat (der Regierung) hat sich auch der Nationalrat (die Volkskammer unseres Parlaments) am 6. Mai in einer Erklärung hinter den Aufruf Guterres für einen globalen Waffenstillstand gestellt – allerdings nicht einstimmig. Die grösste Partei der Schweiz, die SVP, hatte einen Ablehnungsantrag gestellt (weil deswegen mehr Geld für das Ausland ausgegeben werde statt in der Schweiz). So kam ein mageres Ergebnis von 129 gegen 44 Stimmen (bei 4 Enthaltungen) zustande; wobei 21 Mitglieder nicht an der Abstimmung teilnah­men, mehrheitlich von der SVP. Kein Wunder, dass der Aufruf in der Öffentlichkeit kaum beachtet wurde. Leider ist das nicht die einzige negative Nachricht. Wie wir schon letztes Jahr berichten mussten, hat sich der Bundesrat geweigert, den verbindlichen Auftrag des Parlaments zum Beitritt zum Atomwaffen-Verbots­vertrag umzusetzen, und es ist ihm gelungen, den Beitritt weiter hinauszuzögern, mindestens bis zum Ende dieses Jahres.

Uns bleibt die Hoffnung, dass wir im nächsten Jahr doch noch den Beitritt der Schweiz zum Atomwaffen-Verbotsvertrag vermelden können. Der Kampf für das generelle Verbot der Atomwaffen und für ihre weltweite Vernichtung geht weiter!

Gemeinde Heiden, Gallus Pfister, Gemeindepräsident

Evangelische Kirchgemeinde Heiden, Simone Kolb Präsidentin


Katholische Kirchgemeinde Heiden–Rehetobel, Hansjörg Ritter, Präsident


Henry-Dunant-Museum, Norbert Näf, Präsident


Appenzeller Friedens-Stationen, Hansjörg Ritter, Präsident


ÄrztInnen für soziale Verantwortung und zur Verhütung eines Atomkrieges (PSR/IPPNW Schweiz),
Dr. med. Urs-Peter Frey, Delegierter der Regionalgruppe Ostschweiz


Schweizerischer Friedensrat (SFR), Ruedi Tobler, Präsident